13.08.- 25.08.2010 - Die Besteigung von Mt.Meru und Kilimandscharo
13.08.2010
Heute, am 49.Jahrestag des Berliner Mauerbaus, starten wir in aller Frühe von den Zubringerflughäfen Nürnberg, Berlin und Düsseldorf nach Amsterdam. Um 11:00h hebt dort unsere Boeing 777-300 zum 9-stündigen Flug nach JRO - Kilimandscharo Airport ab.
Wir sind insgesamt 7, 1 Frau und 6 Männer. Alle haben sich in den letzten Monaten unterschiedlich mit Fahrradfahren, Laufen, Treppensteigen und der einen oder anderen Bergtour vorbereitet.
Nach ruhigem Flug werden wir gegen 21:00h Ortszreit - es ist mittlerweile schon dunkel geworden - am Flughafen von einem freundlichen Mitarbeiter der Meru View Lodge, unserem schönen Domizil für die Zeit, die wir nicht „am Berg" verbringen, abgeholt. Nach 40-minütiger Fahrt werden wir in der Lodge vom Personal herzlich begrüßt und auf die - wie wir am nächsten Morgen feststellen - sehr hübschen Bungalows aufgeteilt.
Nach einem kleinen Imbiss gehen wir erwartungsfroh in die erste afrikanische Nacht, sicher behütet von Moskitonetzen über unseren Betten.
14.08.2010
Geweckt durch das fröhliche Krähen einiger Hähne in unmittelbarer Nachbarschaft der Meru View Lodge sind wir schon früh bei Tagesanbruch auf den Beinen.
Nach einem gemütlichen Frühstück, währenddessen die ab jetzt täglich 2 malige Puls- und Sauerstoffsättigungsmessung durch unseren Tourarzt erfolgt, machen wir uns bei für Afrika recht frischen Temperaturen von wohl unter 20°C auf eine kleine Erkundungstour rund um die Lodge.
Als Erstes besuchen wir die nahegelegene Schlangen- und Chamäleonfarm. Neben Schildkröten, Waranen und Alligatoren werden dort vor allem Schlangen gezüchtet. Hinter Glasscheiben sehen wir die unterschiedlichsten Giftschlangen wie Mambas, Kobras, Pythons, alle hier „zuhause", weil hier gezüchtet und entweder an Zoo's zum Vorzeigen an die Besucher oder an die Pharmaindustrie zur Schlangengift-Produktion verkauft werden. Ein weiterer Geschäftszweig ist die Aufzucht von Chamäleons. Von unserem Führer erfahren wir, dass ein Chamäleon über 200 verschiedene Farben erzeugen kann.
So mit ersten biologischen Kenntnissen der afrikanischen Tierwelt ausgestattet, begeben wir uns nun zum „local people" - wie unser Führer Ramon sagt. Zunächst durchwandern wir eine Kaffeeplantage und erfahren dabei, dass die Kaffeesträucher erst nach 3 Jahren Früchte, also Bohnen tragen und dann bereits mit 6 Jahren schon wieder für die weitere Produktion zu alt sind. Kaffeepflanzen müssen ständig künstlich bewässert werden und bedürfen halbschattigere Standplätze. Deshalb werden die mannshohen Kaffeepflanzen von vielen Baumriesen wie Akazien, Ambrella-trees oder Sausage-Bäumen überragt.
Nach dieser kurzen Eingehwanderung besuchen wir den örtlichen Wochenmarkt. Dies ist ein erstes kleines Abenteuer, denn als einzige Weiße in dem Gewimmel der schwarzen Aussteller und Besucher sind wir schon besondere Exoten. Was wir sehen sind riesige Mengen von Schuhen und Textilien, die als Second-Hand-Waren hier billigst angeboten werden. Sie stammen offensichtlich aus den uns auch aus Europa vertrauten „Altkleidersammlungen". Sie erfüllen hier in Tansania offensichtlich eine wichtige Versorgungsfunktion für die hiesige Landbevölkerung, allerdings dürfte damit - zumindest auf dem Lande - regulärer Handel mit Schuhen und Kleidern nicht mehr möglich sein.
Zum Abschluss des Tages und als Kontrast zum übervölkerten, lauten und staubigen Markt genießen wir noch die Ruhe und frische Luft am Ufer eines kleinen Sees, in der Nähe von USA-River, dem Hauptort hier.
Den Tag beschließen wir mit einem Abendessen in der Meru View Lodge, bei der alle brav einen Finger für das obligatorische Messen von Puls und Sauerstoffsättigung unserem Doc für das Oxymeter „zur Verfügung stellen". Das heutige Briefing für den morgigen Tag ist etwas umfangreicher, da wir ab morgen mit Genuss unsere erste Bergetappe am Mt. Meru absolvieren wollen.
15.08.2010
Um 09:00h kommt Yohana, unser afrikanischer Führer und ein Teil seiner Crew mit dem Bus und um 10:00h fahren wir in Richtung Momella-Gate, dem "Eingang" zum Mt.Meru
Auf dem Weg dorthin, bereits nach ca. 1 km Busfahrt , öffnet sich rechts des Weges eine große Lichtung, auf der sich eine Reihe der hier lebenden Wildtiere zeigen: eine Giraffen-Familie, viele Zebras, eine große Büffelherde, einige dazwischen laufende Warzenschweine und friedlich grasende Antilopen.
Nach dem üblichen Registrieren am Gate erfolgt mit typisch afrikanischem „Palaver" die Verteilung unserer persönlichen Ausrüstung in den Seesäcken sowie der gemeinschaftlichen Verpflegung und Küchenausrüstung in für die TRäger transportierbare Gewichte: 15 kg Traglast + max. 10 kg persönliche Ausrüstung des Träger, insgesamt also 25 kg.
Schon bald lernen wir Frederik, den Ranger kennen, der uns die nächsten Tage am Mt.Meru begleiten wird. Er ist bewaffnet mit einer deutschen „Mauser-Flinte", die er nur dann mit „Luftschüssen" gebrauchen wird, wenn uns eines der wild lebenden Tiere zu nahe kommen sollte.
Gegen 12:00h brechen wir am Gate auf. Wir haben heute ca. 1000 Hm von 1.500m am Gate bis auf 2.521m an der Miriakamba-Hütte vor uns.
Nach einem ersten leichten Anstieg im offenen Grasland, es ist etwa 25°C warm, aber es weht ein erfrischender Wind, passieren wir in angemessener Entfernung eine größere Büffelherde.
Uns hat sich eine deutsche 3er Gruppe angeschlossen, die wir unser B-Team nennen. Deren afrikanischer Führer hat sich verspätet und wenn sie heute hochkommen wollen, benötigen sie dazu den Ranger-Schutz von „unserem" Frederik.
In zügigem Tempo, das Frederik vorlegt, gewinnen wir ständig an Höhe. Unsere erste Pause machen wir im Schatten eines bewaldeten Flusstales, nachdem wir den Fluss über darin liegende Steine überquert haben. Danach geht es weiter aufwärts in offener werdendem Gelände, welches vor allem lohnende Blicke zurück öffnet, auf die allmählich unter uns verschwindende Hochebene zwischen den Städten Moshi und Arusha. Immer wieder erklärt uns Frederik einige Besonderheiten am Wegesrand: die kleinen Höhlen, in denen Ameisenbären nach Termiten gesucht haben, eine ziemlich frische Leoparden Spur in einem leicht angetrockneten Büffel-Fladen, mehrere Hyänen-Spuren und die eine oder andere Pflanze, die entweder als Medizin genutzt wird oder aber für Menschen ungenießbar und giftig ist.
Nach knapp 3,5 Stunden Gehzeit erreichen wir die saubere Miriakamba-Hütte auf 2.521m.
Vor dem Abendessen genießen wir von einer kleinen Plattform aus, den ersten längeren Blick auf den Kilimandscharo, der uns genau gegenüber am Horizont liegt. Nach dem Abendessen im Gemeinschaftsraum, wo sich viele ausländische Trekker versammelt haben, gehen wir bereits gegen 20:30 in unsere Stockbetten der 4er Hüttenzimmer und verbringen die erste Nach am Mt.Meru.
16.08.10
Nach er langen, aber nicht ganz störungsfreien Nacht der ziemlich lauten Hütte, stehen wir um 06:00h auf, um zu erleben, wie die Sonne, direkt neben dem
Kilimandscharo aufgeht. Es ist etwas diesig und so dauert es etwa 45 Minuten, bevor der rote Feuerball sich über die Dunstschicht der unteren Lagen erhebt. Um 08:00h sind wir bei blauem Himmel und heute 15°C abmarschbereit. Die Route führt nun über meist gut befestigte Treppenstufen durch den Regenwald. Es herrscht ein bisschen „Harry-Potter-Atmosphäre". Von den gewaltigen, weit ausladenden Bäumen wehen „Irish Moos" und Farne herab,
die mit den Bäumen in Symbiose leben. Immer wieder haben wir jetzt - je höher wir kommen - phantastische Ausblicke zwischen den Bäumen hindurch auf den mächtige Kibo-Gipfel des Kilimandscharos. Sicher wird hier der eine oder andere von uns ein postkartenwürdiges Foto geschossen haben: im Vordergrund als „Rahmen" einen Regenwaldbaum mit dem herunterhängenden Moos und in der Ferne, über den Wolken der herrliche Kilimandscharo.
Für die heute wiederum ca. 1.000Hm von 2.521m auf 3.566m nehmen wir uns 4,5 h Zeit. Nach einem kleinen Lunch in der nicht ganz so feinen Saddle-Hütte und einer kurzen Mittagsrast sind wir um 15:00h bereit zu einer besonderen Akklimatisierungstour: Alle aus unser 7er-Gruppe möchten den Little Mt.Meru besteigen. Im langsamen pole-pole Tempo auf vielen, sehr staubigen Zick-Zacks schlängeln wir uns 300Hm nach oben und erreichen nach 1 Stunde alle den Gipfel unseres 1.Berges. Hier auf 3.800m, für 5 von uns der 1.Höhenrekord auf dieser Tour, genießen wir die tolle Rundumsicht.
Einerseits sehen wir „hinter" dem little Mt.Meru die weite afrikanische Hochebene, vulkanischen Ursprungs mit kleinen, uralten Kratern und verschiedenen Seen. „Vor" dem little Mt.Meru - für uns von besonderem Interesse - sehen wir große Teile unserer morgigen Aufstiegsroute zum „großen" Mt.Meru. Diese prägen wir uns schon einmal ein, damit wir in der folgenden Nacht einigermaßen nachvollziehen können, wo wir gerade sind.
Nach dem Abstieg und dem schon früh gegen 17:30h folgenden Abendessen, liegen alle um 19:00h in den Schlafsäcken. Alle haben heute das Bergsteiger-Motto befolgt: „go high, sleep low" und es folgt nun eine sehr kurze Nacht.
17.08.10
Wie häufig bei Gipfeltagen üblich, beginnt der „Tag" schon in der vorhergehenden Nacht. Um 23:00h werden wir geweckt, wobei die meisten von uns gar nicht oder nur sehr wenig geschlafen haben. Offensichtlich haben wir schon eine Menge Adrenalin im Blut im Hinblick auf den vor uns liegenden Tag. Etwas fröstelnd, nach einem „mageren" Frühstück, bestehend aus Porridge, Biskuits und Tee oder Kaffee sind wir um 00:10 bei mondklarer Nacht, fast Windstille und relativ warmen 10°C Außentemperatur abmarschbereit. Wir sind insgesamt 13: wir 7, der Ranger Frederik, der afrikanische Führer Yohana, ein Träger für den Medizinkoffer und 3 weitere Träger zur besonderen Verfügung. Nahezu wortlos begeben wir uns auf das 1. noch flache Stück auf den Anstieg zum Rhinopoint. Dieser hat seinen Namen daher, weil vor langer Zeit ein Jäger auf diesem 3.800m hohen Berg ein Rhinozeros erlegt haben soll. Der „Rhino" erfordert bereits erhebliche Kräfte. Vor allem das letzte steile Stück geht durch Feinstaub in endlosen Zick-Zacks. Nach genau 1:48h erreichen wir diese erste Wegmarke auf unserer Route.
Einer unser Teilnehmer möchte hier seine nächtliche Tour beenden. Er geht begleitet und sicher geführt von 2 unsere „Reserveträger" zurück in die 300m tiefer liegende Saddle-Hütte.
Wir anderen folgen nun weiter auf dem einzigen Weg zum Gipfel und es wartet auf uns die erste Herausforderung: das Passieren eines schräg abfallenden Felshanges. Er bietet Gott sei Dank sichere Standplätze und unsere Führer zeigen uns die beste Route. Nachdem wir das untere Ende des Hanges erreicht haben, geht es etwas besser voran: Wir folgen, wie wir später bei Tageslicht sehen werden, dem äußeren Kraterrand - jetzt erst einmal auf einem etwa 2m breiten Pfad. Allerdings ist hier der Untergrund sehr lose, so dass wir Kraft aufwenden müssen, um nach dem Motte „1 Schritt vorwärts und ½ Schritt wieder zurück" nur langsam vorwärts zu kommen. Danach schließen sich wieder Felspassagen an, deren Überwindung häufiger statt des Stockeinsatzes den Gebrauch von einer oder beider Hände bedarf. Nachdem wieder ein breiter Pfad, wir nennen das „Autobahn", folgt- allerdings auch wieder mit dem unangenehmen losen Sand-/Geröllgemisch - kommt eine weitere Schrägplatte, wie wir sie schon kurz nach dem Rhinopoint hatten. Wir sind jetzt schon gut 3 h unterwegs und das Gelände erfordert die ganze Kraft aller Teilnehmer.
Nachdem wir die 2. Schrägplatte überwunden haben, kommen jetzt viele Mischpassagen aus ansteigender „Autobahn" und Felspartien, die wir unter Zuhilfenahme unsere Hände überwinden. Allmählich näheren wir uns der 4.000m-Grenze, eine Höhe, in der die meisten von uns noch nie waren. Die Pausenabstände werden kürzer, es wird empfindlich kalt - wir haben jetzt 0°C - und wir müssen nun unsere wärmste Kleidung anziehen.
Oberhalb der 4.000 m Marke, gehen wir jetzt allmählich an die körperlichen Grenzen heran. Bei 4.100m - immer im Wechsel zwischen einigermaßen gut begehbarem Pfad und Felspassagen - mißt unsere Doc die Sauerstoff- und Pulswerte aller. Die Sauerstoffsättigung ist deutlich gefallen und die Pulswerte gestiegen. Da die Werte aber medizinisch noch nicht bedenklich sind, entscheiden wir gemeinsam, weiter zu steigen. Im Osten sehen wir bereits eine erste Rötung am Horizont als sicheres Zeichen für den anbrechenden Tag. Bis zur Höhe von ca. 4.250 m nehmen wir nochmals alle Kräfte zusammen. Bei einer windstillen Stelle, diesmal am inneren Kraterrand, halten wir an und erneut mißt der Doktor Sauerstoffsättigung und Pulsfrequenz. Bei einigen sind diese Werte nun so, dass ein weiterer Aufstieg nicht sinnvoll ist. In gemeinsamer Entscheidung legen wir daraufhin fest, dass 3 Teilnehmer unserer Gruppe zusammen mit Yohana, dem Doktor und 2 der übriggebliebenen Träger den Rückmarsch antreten. Es ist ca. 05:30 und alle haben eine bravouröse Leistung vollbracht und damit jeweils nicht nur einen persönlichen Höhenrekord von über 4.200m aufgestellt sondern ein unvergessliches Bergerlebnis gehabt, welches die Anstrengungen und Höhen und Tiefen einer Tour an solchen Bergen mit sich bringt. Alle sind in dieser Nacht über ihre bisherigen Grenzen gegangen. Morgens gegen 09:30h erreichen sie sicher die Saddle-Hütte auf 3.800m und sie alle sind stolz auf das Erreichte in der vergangenen Nacht.
Frederik und 2 Teilnehmer unserer Gruppe gehen nach der Trennung von den übrigen nun weiter in Richtung Gipfel. Die letzten 350Hm haben es in sich: Besonders der letzte Aufstieg von etwa 50m bis zur Gipfelfahne bedarf der Mobilisierung der letzten Kräfte. Auf der kleinen Gipfelkanzel des „Socialist Peak Mt.Meru 4.566m", wie eine gelb-grüne Inschrift verkündet, fallen sich die Drei erschöpft aber glücklich in die Arme.
Es ist 07:30h morgens und die Sonne steht nun hell über dem Kilimandscharo. Sie beleuchtet majestätisch den weiß glänzenden Kibo-Gipfel mit seinen Hängegletschern, lässt rechts daneben auch den zerklüfteten Mawensi erahnen und ermöglicht auch das Erkennen aller Details des schräg stehenden Meru-Kraters einige Hundert Meter direkt unter uns. Dieser Krater, den wir „Ofenrohr" nennen, hat eine einmalige Lage und Form. Er erhebt sich im großen Kessel des Merukrater als separater kleiner Krater, von uns aus gesehen glatt abgeschrägt nach links. Auf der dem Kilimandscharo abgewandten Seite können wir vom Gipfel aus weit in die Hochebene hineinblicken, die hier und da von kleineren Kratern und Seen durchzogen ist.
Nach dem Schießen der Gipfelfotos und nachdem wir das unter uns liegende afrikanische Land ausreichend in uns aufgenommen haben, beginnen wir zu Dritt den Abstieg. Wir folgen genau der gleichen Route zurück, die wir auch gekommen sind. Obwohl es nun überwiegend bergab geht und die Schwerkraft uns automatisch nach unten bringt, ist es doch erforderlich, sich in den Felspassagen auf die Schritte und Tritte zu konzentrieren. Je weiter wir nach unten kommen, um so heißer und staubiger wird es und wir halten untereinander größere Abstände, um etwas weniger Staub des Vordermannes abzubekommen. Die Sonne steigt nun immer höher und das Thermometer zeigt über 25°C. Schließlich erreichen wir gegen 11:30h ausgepowert aber dennoch glücklich die Saddle Hütte auf 3.566m.
Von unseren übrigen Gruppenmitgliedern hören wir, dass sie alle wohlbehalten 2 Stunden vor uns unten angekommen sind. In der Folgenacht schlafen wir alle bestens, die meisten von uns von 19:00h bis zum Wecken um 06:00h.
18.08.2010
Da alle aus unserer Gruppe am Vortag eine bemerkenswerte Leistung vollbracht haben - 4 haben einen neuen persönlichen Höhenrekord erzielt - wichtiger aber noch, dass alle an ihre persönlichen Grenzen herangegangen sind bzw. sie überschritten haben, sind wir guter Stimmung. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von der Crew, die schon vor uns den Mt.Meru verlassen wird. Danach beginnen wir im gemütlichen Tempo und noch einmal die vielen Naturschönheiten am Mt.Meru genießend den Abstieg. Viele Male bestaunen wir den Kilimandscharo, der immer wieder zwischen den Bäumen und über den Wolken majestätisch über der Ebene thront. Nach einem Zwischenstopp 1.000m tiefer in der Miriakamba Hütte gehen wir weitere 1.000Hm abwärts.
Kurz vor dem Momella-Gate machen wir noch einen kurzen Abstecher zu einem Wasserfall. Dort hat sich ein kleiner Fluss tief in den Berg eingeschnitten und das Wasser fällt gut 10 m in die Tiefe. Bis zum Erreichen der Lodge machen wir noch viele Fotos von einer großen Büffelherde und einem Adler, der uns ein Stück begleitet. Am Momella Gate erledigen wir einige Formalitäten und verabschieden uns dann von Frederik, der uns als Ranger beschützt hat und von Yohana, den wir 2 Tage später zur Besteigung des Kilimandscharo wiedersehen werden.
Die anschließende „Vollwäsche" in der schönen Meru View Lodge erfordert die volle Leistung der Warmwasserversorgung, haben wir doch 4 Tage nur immer „Katzenwäsche" betrieben.
19.08.2010
Heute steht ein neues high light an: Um 09:00h begeben wir uns mit dem Bus auf den Weg zur Schule der Renate & Hubert Schwarz Stiftung im Slum von Arusha. Meleck der Leiter begrüßt uns hier und erläutert die Entwicklung und den heutigen Stand des Projektes:
- Schule 1 (die wir gerade besuchen) mit ca. 100 Kindern
- Schule 2 (im Massai-Gebiet gelegen) mit ca. 190 Kindern
Wir dürfen auch an einem kurzen Unterricht in englischer Sprache teilnehmen und können uns davon überzeugen, dass die noch jungen Kinder schon Grundelemente der englischen Sprache beherrschen.
Im Kreise der Kinder übergeben wir an Meleck 2 Spenden: eine Spende über 888,- €, die von einer fränkischen Schule beim Fußballspiel Eltern gegen Schüler „erspielt" wurde und eine weitere Spende über 500,- €, die ein mittelständischer Unternehmer aus dem Raum Aachen gestiftet hat.
Tief beeindruckt von den Kindern, von der Schule und dem Projekt als Ganzen fahren wir weiter zum „Tanzanian Heritage Center". Hier können wir eine Riesenauswahl an einheimischer Kunst, Schnitzereien und Handwerksarbeiten aller Art bewundern und für die Lieben zuhause oder als Souvenir für uns selbst einkaufen.
Einen großen Eindruck hinterlässt auch ein integrierter Neubau des Heritige Centers, der in sehr einzigartiger Architektonik von der afrikanischen Bau- und Gestaltungskunst Zeugnis gibt. Besonders sprechen uns große Tierfotos im Untergeschoß an, die die Wirklichkeit im afrikanischen Busch wiedergeben.
Am Abend genießen wir als Schlummertrunk noch ein kühles Kilimandscharo-Bier, wohl wissend, dass ab morgen unser eigentliches Ziel, die Besteigung des Kilimandscharo beginnen wird.
20.08.2010
Um 09:00h brechen wir mit dem Bus in Richtung Moshi auf. Dort, am Büro unserer „Bergagentur" Zara, wechseln wir den Bus und fahren zusammen mit einigen Mitgliedern unserer Crew zum Mandara Gate. Auf dem Weg dorthin halten wir an einem etwa 300 Jahre alten Affenbrotbaum an. Der Stamm ist so dick, dass wir ihn zu Siebt nur etwa zur Hälfte - uns an den ausgebreiteten Händen anfassend - umfassen können. Die Früchte, die wir gleich probieren, enthalten sehr viel Vitamin C und dienen den Buschmännern als wichtige Nahrungsquelle.
Gegen 12:15h haben wir unsere Formalitäten am Eingangsgate erledigt und unter der Führung von Charly, unserem 45-jährigen guide geht es langsam auf die 1.Etappe.
Der Weg führt ausschließlich durch den Regenwald, der uns vor der Sonne schützt und uns in einem angenehmen Klima die heute zu bewältigenden 1.000Hm angehen lässt. Die Entfernung bis zur Mandara Hütte beträgt etwa 8,6 km und wir benötigen dafür 4 Stunden inklusive einer längeren Pause „halfway" auf einem sehr sauberen Rastplatz. Unterwegs haben wir Gelegenheit, den einen oder anderen Wasserfall zu fotografieren und auch einige der um diese Jahreszeit eher selten zu beobachtenden blühenden Pflanzen am Boden des Regenwaldes.
Nach Erreichen der Mandara Hütte auf 2.675m beziehen wir 2 Schlafräume im „weißen Haus", einem festen Steinbau am Rande des Camps.
Den weiteren Nachmittag nutzen wir noch, um etwa 300m höher einen uralten Kraterrand zu umrunden. Von dessen Rückseite hat man einen weiten Blick in die Ebene nach Nord- und Südosten bis hin zur kenianischen Grenze. Dieser kurze Ausflug dient der weiteren Akklimatisierung nach dem Motto „go high sleep low". Auf dem Rückweg beobachten wir einen hirak-tree - einen Baumschläfer - der es sich auf einer Astgabel bequem gemacht hat.
Die Nachtruhe ist eher spärlich, da alle immer dann wieder wach werden, wenn einer die Toilette aufsuchen muss und dabei die schwere Eingangstür krachend ins Schloss fällt.
21.08.2010
Nach dem Frühstück starten wir pünktlich um 08.00h auf unsere 2.Etappe. Schon gleich nach Verlassen der Mandara Hütte haben wir erneut die Gelegenheit, den Hirak-tree zu beobachten, der wieder oder immer noch an der gleichen Stelle wie am Vorabend sitzt.
Mit dem durch Charly vorgegeben richten d.h. langsamen Tempo kommen wir stetig höher. Schon bald verlassen wir schlagartig den Regenwald und treten ein in die nächste Vegetationszone - das Hochmoor. Der jetzt niedrigere Baum- und Buschbestand in Verbindung mit dem fast wolkenlosen Himmel, gibt uns erstmalig einen grandiosen „Doppelblick" sowohl auf den weiß leuchtenden Kibo-Gipfel als auch auf den zerklüfteten Mawensi frei. Bei angenehmer Temperatur, es sind inzwischen etwa 20°C, ziehen wir unseren gut befestigten Weg stetig ansteigen zur Horombo-Hütte hoch. Es kommen uns bald viele Gruppen von oben entgegen, die am Vortag den Kilimandscharo bestiegen haben. Wir gratulieren ihnen und fragen neugierig nach den herrschenden Wetterverhältnissen. Übereinstimmend hören wir, dass es sehr kalt war - einigen sagen -15 bis - 20°C - und dies auch infolge starken Windes.
Nach 4 Stunden erreichen wir einen großen Rastplatz mit Tischen, Bänken und einigermaßen sauberen Toiletten. Zu unserer Überraschung serviert unsere Crew uns dort ein richtiges Mittagessen bestehend aus Suppe, Eiern, Früchten und Obstsäften.
Nach diesem Genuss fallen uns die restlichen 3 Stunden Gehzeit nicht allzu schwer. Kurz vor den Horombo-Hütten sehen wir die inzwischen hier am Kili seltenen Senezien, palmartige Bäume, die aber zur Gattung der Kräuterpflanzen gehören.
Um 15:00h, nach 7h Gehzeit incl. Pausen, in denen wir wieder 1.000Hm und ca. 13 km zurückgelegt haben, erreichen wir die Horombo-Hütten auf 3.725 m. Diesmal haben wir zwei 4er-Hütten, in denen wir uns gegen 20:30h zur Nachtruhe begeben.
22.08.2010
Heute legen wir einen Akklimatisationstag ein. Um 08:30h verlassen wir das Camp in Richtung Mawensi-Sattel. Nach einem steilen Anstieg erreichen wir nach ca. 1,5 h den 4.000m-Rock bzw. den wegen seiner schwarz/weißen Zeichnung benannten „Zebra-Felsen". In einer ausführlichen Pause genießen wir den Blick auf den nahe vor uns liegenden Mawensi. Dann entschließen wir uns, noch weiter hoch zu steigen auf einen „View-Point", der auf 4.200m genau oberhalb des Zebra-Felsen liegt. Dort angekommen haben wir einen noch besseren Blick auf den gewaltig zerklüfteten dunklen Mawensi und vor allem auf die beinahe komplette Aufstiegsroute des nächsten Tages zur Kibo-Hütte. In der Ferne, aber deutlich sichtbar, können wir uns auch schon einen ersten Überblick der Gipfelroute von der Kibo-Hütte zum Gilmans-Point verschaffen.
Versehen mit diesen Eindrücken und wichtigen Informationen für die nächsten 2 Tage steigen wir wieder zu den Horombo Hütten ab, die wir gegen 12:30h erreichen.
Den Nachmittag verbringen wir bei warmen, sonnigen 20°C meist jeder für sich mit Lesen, Tagebuchschreiben oder einem kleinen Ausflug in den naheliegenden Senezienwald.
23.08.2010
Auf unserer vorletzten Etappe geht es heute zur 1.000Hm höher gelegenen Kibo-Hütte, dem Ausgangspunkt für den Gipfelsturm. Der Morgen beginnt mit einem kleinen Geburtstagsständchen für einen von uns nach dem Motto „mit 66 fängt das Leben an". Uns allen wird dabei deutlich, wie glücklich wir uns schätzen können, hier sein zu dürfen und am Abenteuer einer Kilimandscharo-Besteigung teilnehmen zu können.
Wie meist an den Vortagen, geht es um 08:00h gut gelaunt bei noch kühlem aber sonnigem Wetter und ausgestattet mit der für diese Höhe normalen Sauerstoff- und Pulswerten los. Nach einem heftigen Anstieg gleich zu Beginn erreichen wir eine lange nur sanft ansteigende „Gerade", die gleich den Blick auf den Kibo freigibt. Hier erreichen wir die nächste Vegetationszone, die Hochwüste mit nur spärlichem Bewuchs durch vereinzelte Flechten und Steingewächse. Unsere morgige Aufstiegsroute zum Gilmans-Point rückt immer näher in unser Blickfeld und lässt Einzelheiten immer deutlicher erkennen. Hier kann sich jeder von uns schon einmal - zumindest geistig - auf die kommende Gipfelnacht ein wenig einstellen.
Auf dem Weg zur Kibo-Hütte kommen uns immer wieder schwer beladene Träger von oben entgegen, ihre Lasten vorwiegend auf dem Kopf tragend, und wir sehen deutlich, welch schwere Arbeit sie hier am Berg verrichten.
Unser Aufstiegstempo ist heute besonders langsam, da wir so viel Kraft wie möglich für die kommende Gipfelnacht sparen möchten.
Gegen 14:30h erreichen wir schließlich die Kibo-Hütte auf 4.700m. Mit ein wenig „Nachhilfe" bekommen wir in der spärlich ausgestatteten Kibo-Hütte einen eigenen Ess- und Schlafraum hinten rechts in der Kibo-Hütte. Wir beginnen sofort mit den Vorbereitungen für die kommende Gipfelnacht, indem wir unsere warme „Gipfelkleidung" zurechtlegen und unseren „Gipfelrucksack" mit den notwendigen Utensilien bepacken.
Nach einem frühen „Dinner" ist um 18:00h Bettruhe und jeder versucht, bis zur Weckzeit um 22:30h so gut es geht etwas zu schlafen.
Leider klagen 2 von uns zu diesem Zeitpunkt über stärkere Kopfschmerzen und teilweise Übelkeit. Die Kontrolle der Sauerstoff- und Pulswerte durch unseren Tour-Arzt bestätigen den nicht fitten Zustand. Der Doktor verordnet den beiden eine entsprechende Medikation und wir alle hoffen auf entsprechende Wirkung innerhalb der nächsten Stunden.
23./24.08.2010
Gegen 22:00h erfolgt der Weckruf, der eigentlich nicht notwendig ist, da wir ohnehin schon ziemlich wach sind. Die wichtigste Frage, wie es unseren 2 angeschlagenen Kameraden geht, klärt sich ganz schnell: beide berichten, dass ihre Kopfschmerzen weg sind und der Doktor registriert für diese Höhe normale Puls- und Sauerstoffwerte. Hocherfreut, aber noch verschlafen mit großem Respekt vor den kommenden Stunden brechen wir nach einem Mini-Frühstück gegen 23:15h auf. Wir sind zu 12, neben uns 7 Deutschen, Charly und Yohana als unsere einheimischen Guides sowie 3 Assistant guides.
Die Route steigt zunächst noch moderat an und wir gehen auf felsigem Untergrund. Es sind etwa +3°C, fast windstill und der Vollmond scheint so hell, dass nicht alle ihre Stirnlampen anschalten müssen. Unser Tempo ist sehr langsam, da wir wissen, dass noch enorme Anstrengungen erforderlich sein werden, um vor allem den 2. Abschnitt bis zum Gipfel zu bewältigen. Schon nach kurzer Zeit erreichen wir die ersten Zick-Zacks, die durch völlig loses Geröll führen. Hier ist das Vorwärtskommen besonders schwierig, da wir nach einem Schritt aufwärts wieder einen halben Schritt zurückfallen. So geht es eine lange Strecke. Unsere anfänglichen Unterhaltungen und Kommentare sind inzwischen verstummt. Nur unsere tansanischen Begleiter reden noch miteinander in Suaheli. Die erste Pause legen wir nach ca. 1,5h an einem Felsen ein, der Platz zum Sitzen und Schutz vor dem inzwischen einsetzenden frischen Wind gibt. Wir nehmen unsere 1.Ration heißen Tee sowie einen kleinen Snack zu uns. Dann geht es weiter. Immer in endlosen Zick-Zacks Meter um Meter aufwärts. Alle sind noch in guter Kondition und hoffend, dass das Tempo von Charly nicht verschärft wird. Nun sprechen auch unsere tansanischen Begleiter nicht mehr. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt, hängt seinen Gedanken nach und wartet respektvoll auf das, was noch im Laufe der Nacht passieren wird.
Der Weg bis zu unserem 2. Stopp, der Hans-Meier-Cave - benannt nach dem Erstbesteiger des Kilimandscharos - ist noch verdammt lang. Je höher wir kommen, umso deutlicher sagt die Körpersprache einiger von uns, dass die „Knautschzone", also der Bereich, in dem neben der Körperkraft auch die bewusste mentale Unterstützung einsetzten muss, erreicht ist. Nach ziemlich genau 3 Stunden erreichen wir die Hans-Meier-Höhle. Gott sei Dank bricht eine Gruppe, die dort vor uns gerastet hat, gerade auf und überlässt uns diesen idealen Rastplatz. Wir zwängen uns geduckt in die Höhle, und fallen schon ziemlich erschöpft auf einige Felsbrocken, die als Sitzplätze dienen. Wieder heißt es, Trinkflaschen herausnehmen, was auch schon eine kleine Anstrengung ist und trinken, trinken, trinken. Unser Doktor verspürt inzwischen, dass seine Füße kalt geworden sind und auch nicht beim Höhersteigen warm werden. Er nutzt die Pause, sich aus „Verbandspolstern" zwei Schuheinlagen zu schneiden, die er zur Kälteisolierung in seine Bergstiefel legt.
Wir beginnen nun die 2.Hälfte unseres Weges zum Gipfel. Jetzt kommt der schwierigste Abschnitt: Über wieder endlose Zick-Zacks im extrem losen Untergrund geht es unablässig aufwärts. Eine gewisse Gruppendisziplin verlangt nun von jedem Einzelnen, seine gesamte mentale und physische Kraftreserve zu mobilisieren. Nur, wenn es wirklich nicht mehr geht, gibt es schon mal den einen oder anderen Stopp, „gnädig" und fast verständnisvoll von Charly akzeptiert, auch wenn die bessere Taktik lautet, langsam, sehr langsam aber kontinuierlich weiterzugehen.
Bei Erreichen der oberen Felsregion etwa auf 5.400m stoppen wir erneut. Einer unserer Kameraden, der am Vorabend schon starke Kopfschmerzen hatte, dann beim Aufbruch beschwerdefrei war, schließlich aber seit der Hans-Meier-Höhle erneut über starke Kopfschmerzen klagte, konsultiert unseren Doc und gemeinsam entscheiden sie, dass es besser sei, nicht weiter hochzusteigen. Begleitet von einem Assistent Guide, der den Abstieg gut kennt, verabschiedet er sich schweren Herzens von uns und geht hinunter zur Kibo-Hütte. Auf dem Weg dorthin lassen seine Kopfschmerzen zunehmend nach. Umgekehrt wären sie noch stärker geworden und das Risiko ernstlich höhenkrank zu werden, unkalkulierbar gestiegen.
Wir anderen geben nun unsere letzten Reserven. Der Gipfel ist quasi schon zu „riechen", auch an den Stirnleuchten der über uns befindlichen Gruppen zu sehen, auch wenn es ziemlich dunkel ist, nachdem der Vollmond inzwischen „untergegangen" ist. Hier, kurz unterhalb des Gilmans-Gipfels, bedarf es auch des Einsatzes unserer Hände, um die hier liegenden großen Basaltbrocken zu erklimmen. Alle bekommen nochmals einen Adrelaninschub, da jedem jetzt klar ist, dass wir ganz kurz vor Erreichen des großen Zieles sind.
Die Überwindung der letzten Basaltblöcke geht fast automatisch und plötzlich stehen wir alle auf dem engen Gipfel-Plateau vor der windschiefen Holztafel mit der grüngelben Aufschrift „Gilmanspoint, 5.681m". Erschöpft aber glücklich fallen wir uns in die Arme und feiern uns selbst, unsere afrikanischen Begleiter, denken zurück an alle die Mühen, Trainingseinheiten, Zweifel und Hoffnungen, die uns mehrere Monate lang bis zu diesem Moment begleitet haben. Unsere Gedanken schließen unseren Kameraden ein, der so kurz vor dem Gipfel leider nicht
weitergehen konnte. Allmählich macht sich Ergriffenheit über das Geleistete breit und erst jetzt realisieren wir, dass dieser grandiose Augenblick „umrahmt" wird von dem Schauspiel der aufgehenden Sonne, die den ganzen östlichen Horizont zunächst rot, dann immer stärker gelb färbt. Dem völlig zerklüfteten Mawensi, der uns schon tagelang treuer Wegbegleiter zur Rechten war, schauen wir nun von oben aufs zerklüftete Haupt, was im Licht der aufgehenden Sonne schon wieder eine neue Perspektive dieses Berges ergibt, der auch in den Dolomiten liegen könnte.
Nach einer guten Viertelstunde Genuss, Freude, Respekt, Erholung, Glückwünschen, Gipfelfotos und Trinken, Trinken.... entschließen sich 3 von uns zusammen mit Charly noch bis zum Uhurupeak auf der anderen Seite des
Gipfels weiterzugehen. Die anderen treten glücklich - wenn auch erschöpft - den Abstieg zur Kibohütte an. Die 1000Hm bis dahin bedürfen natürlich der gleichen Aufmerksamkeit wie der Aufstieg. Allerdings ist es nun ungleich leichter, die vielen Zick-Zacks als „directissima" geradewegs nach unten „wie im Neuschnee" zu „wedeln", wenngleich das natürlich eine gewisse Koordination und Kraft in den Oberschenkeln erfordert. Nach gut 2 Stunden ist die Kibohütte erreicht und alle legen sich in die Schlafsäcke zu einem wohlverdienten Tiefschlaf für einige Stunden.
Die „4 Uhurupeaker" haben zu dem Zeitpunkt den besagten Peak, dem absolut höchsten Punkt Afrikas auf 5.896m erreicht. Nach den obligatorischen Fotos dort, haben sie noch Zeit, die umliegenden hochaufragenden Gletscher näher zu begutachten. Letzte wissenschaftliche Untersuchungen besagen, dass die Eiskappe des Kili bis ca. 2025 verschwunden sein soll - dies aber nicht als Resultat der Erderwärmung sondern durch Sublimation des Eises, welches nicht schmilzt sondern direkt als Wasserdampf in die Atmosphäre entweicht.
Der Rückweg vom Uhurupeak zur Kibohütte dauert etwa 3 Stunden. Um ca. 12 Uhr, also ca. 13 h nach dem Aufbruch in der vergangenen Nacht sind die 4 auch wieder „unten" auf 4.700m und begeben sich ebenfalls sofort in die Schlafsäcke.
In 2 getrennten Gruppen erfolgt am späteren Nachmittag der Abstieg um weitere 1000Hm zur Horombohütte. Dort werden wir beim Abendessen von unserer Crew mit 2 Flaschen Original Tansanischem Rotwein verwöhnt, die wir gerne mit unseren afrikanischen Begleitern leeren.
25.08.2010
Den ersten Tag nach unserem Gipfelerlebnis beginnen wir bereits mit einem frühen Frühstück kurz nach 06:00h. Ganz entspannt treten wir bereits um 07:00h unseren Abstieg bis zum Marangu-Gate an. Offensichtlich ist das Wetter umgeschlagen, denn es ist diesig und aus den Wolken, die auf unserer Route hängen, nieselt es sogar ein wenig. Schon nach gut 2 Stunden erreichen wir die Mandara-Hütten. Kurz davor sehen wir nach, ob „unser" Hirak-Tree noch im selben Baum wohnt, wo wir ihn beim Aufstieg einige Male beobachtet hatten. Heute Morgen lässt er sich aber leider nicht blicken.
Nach kurzer Trinkpause in der großen Kantinenhütte der Marangu-Hütte geht's weiter abwärts. Immer wieder begegnen uns Gruppen, die noch das große Ziel der Kili-Besteigung vor sich haben. Wir geben Ihnen unsere Erfahrungen verbunden mit guten Wünschen mit auf den Weg.
Nach insgesamt 5 Stunden Abstieg erreichen wir bestens gelaunt gegen 12:00 h das Ein-/Ausgangsgate.
Nun folgt das letzte Highlight der Kilimandscharobesteigung: die Verabschiedungszeremonie von unsere Crew.
Zunächst bedanken wir uns bei den insgesamt 27 Guides, Assistant Guides, Köchen, Kellnern und Trägern für die sichere Führung und den guten Service während der gesamten Besteigung. Als Gegenleistung singen sie für uns den berühmten Kilimandscharo-Kanon und zum Schluss singen wir gemeinsam mit ihnen die tansanische Nationalhymne, die wir Deutschen in den Tagen vorher textlich, inhaltlich und melodiemäßig während unserer Pausen zumindest in Ansätzen gelernt haben. Zum Abschluss werden wir dann noch von der Crew zu einem afrikanischen Mittagessen mit gekochten Bananen, Beef und Avocado-Früchten eingeladen, was diese Kilimandscharo-Besteigung in einer besonders freundschaftlichen Stimmung beendet.
Resümee
- Jede Kilimandscharo-Besteigung ist ein Abenteuer, dessen erfolgreichen Ausgang man zwar beeinflussen aber letztlich nicht gänzlich garantieren kann.
- Die vorangegangene Mt Meru-Besteigung ist mindestens so herausfordernd wie die Kilimandscharo-Besteigung. Sie ist keine zwingende Voraussetzung, um den Kili besteigen zu können.
- Die permanente Anwesenheit eines Arztes ist eine äußerst wichtige reale und psychologische Unterstützung für alle Teilnehmer
- Das Durchwandern der 5 Vegetationszonen am Kilimandscharo, der laufende Kontakt mit der afrikanischen Crew, die Begegnung mit den Kindern der HS-Schule sind Zutaten zu einer unvergesslichen Mischung afrikanischer Eindrücke
- Jeder einzelne Teilnehmer unserer Gruppe, auch unser Kamerad, der bei 5.400m absteigen musste, hat am eigenen Körper „live" erlebt, dass es möglich ist, über längere Zeiträume vermeintliche körperliche Grenzen zu überschreiten und dabei etwas überdurchschnittliches zu erreichen.
....und zum Schluß noch eine kleine Sprachschule in Suaheli:
Good morning | mabari ya asubuhi | |
Good bye | kwaheri | |
How are you | habari yako | |
Many thanks | asante sana | |
Please | samahani | |
You are welcome | karibuni | |
Good friend | rafiki mzuri | |
How much | bei ngapi / simlingi ngapi | |
Good night | usiku mwema | |
See you | tu taonana |
Aachen/Würselen, den 22.10.2010
Gez. Paul Thelen