19.Januar 2010 - 02.Februar 2010 Kilimandscharo

Die Besteigung des Kilimandscharos
19.Januar 2010 - 02.Februar 2010
Veranstalter: Hubert Schwarz & Cie. GmbH&Co.KG

Wir sind eine gut gemischte Gruppe, 2 Frauen und 8 Männer, plus Tourarzt und mit mir als deutschem Tourguide. Eigentlich als 60+ Tour ausgeschrieben sind 2 Mitglieder knapp 30 Jahre alt, Söhne ihrer mittourenden Väter, 2 Teilnehmer 50+ und die übrigen 8 um oder über sechzig, der älteste 72 Jahre alt.

Nach einem entsprechenden - teilweise nach Vorgaben von Hubert & Renate Schwarz - empfohlenen Vorbereitungstraining und Ernährungsplänen haben sich die Teilnehmer schon vor Abreise nach Afrika kennengelernt.

19.Januar 2010, Anreise nach Arusha / Tansania
Früh morgens reisen die Teilnehmer aus verschiedenen deutschen Flughäfen nach Amsterdam und von dort geht es mit KLM in einem 9-stündigen Flug non-stopp nach Kilimandscharo Airport. Diesen erreichen wir abends um 21:30h Ortszeit und werden nach den Einreise- und Zollformalitäten von Jens, dem verantwortlichen Leiter der Mt.Meru View Lodge begrüßt und zur 50 km entfernten Lodge gefahren. Hier werden wir herzlich vom Personal empfangen und wir beziehen unsere schönen, sauberen Appartementhäuschen, die in dem weitläufigen Gartengelände der Lodge verstreut liegen.

20.Januar 2010, die erste Begegnung mit Afrika
Nach dem ersten, ausgiebigen Frühstück auf afrikanischem Boden und einer Erkundung des Lodgegeländes im Lichte des neuen Tages machen wir einen gemütlichen Spaziergang zu einer nahegelegenen Schlangenfarm, in der wir eine größere Anzahl von Giftschlangen bewundern können, die dort u.a. zum Zweck der Schlangengiftgewinnung gehalten werden. In einem weiteren Areal können wir die Zucht von Chamäleons begutachten, die hier für Exportzwecke, vorwiegend zum Verkauf an europäische Zoohandlungen, gezüchtet werden. Auf dem Weg zur Schlangenfarm haben wir einen großartigen Ausblick vor blauen, wolkenlosem Himmel auf die beiden Berge derentwegen wir hier sind: auf den direkt vor uns liegenden Mt.Meru mit Little Mt.Meru und auf den Kilimandscharo, der mit seiner weißen Neuschneekappe in der Ferne leuchtet.Zur weiteren Einstimmung auf Afrika sowie insbesondere zur Akklimatisierung auf der „Arusha-Höhe" von ca. 1.300 - 1.500m unternehmen wir sodann eine 2-stündige Erkundungstour in das Tal des Usa-river. Hier erfahren wir einiges über den Kaffeeanbau, der an den Hängen von Mt.Meru und Kilimandscharo eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielt sowie über die hier wachsenden Baumarten (u.a. umbrella tree, sausage tree, Akazienarten, etc.). Nach einem kleinen Lunch in einem landestypischen Restaurant besuchen 2 Mitglieder unserer Gruppe Patenkinder in einer nahegelegenen Schule und die anderen eine evangelisch-lutheranische Ausbildungsstätte für Behinderte, in der u.a. mit europäischer, speziell deutscher Hilfe, Kinder mit Missbildungen der Füße behandelt werden und dadurch wieder die Möglichkeit bekommen, ein normales Leben zu führen. Wir sind beeindruckt von dem Gesehenen, Gehörten und vor allem vom Engagement der jeweiligen Betreuer vor Ort, die wiederum auf finanzielle und aktive Mithilfe aus dem Ausland angewiesen sind.
Beim Abendessen im gemütlichen Restaurant unserer Lodge stimmen wir uns ein auf die Anforderungen des morgigen, ersten Tages am Berg vor allem bezüglich unserer Ausrüstung und der zu erwartenden „Zusammenarbeit" mit unserer afrikanischen Crew.

21.Januar 2010, Momella Gate (1.500m) --> Miriakamba Hut (2.521m)
Nach dem gemütlichen Frühstück in der Mt.Meru View Lodge treffen wir Yohana, unseren Führer und Charly, seinen Assistent Guide, beide unsere wichtigsten afrikanischen Ansprechpartner für die Besteigungen von Mt.Meru und Kilimandscharo. Gegen 10:00h fahren wir mit unserem Geländebus zunächst zum Arusha Nationalpark Gate und dann weiter zum Momella Gate auf 1.500m Höhe. Hier tritt jetzt unsere Crew in Aktion und teilt die am Vortag eingekauften, frischen Lebensmittel in transportierbare Portionen auf. Die Menge der eingekauften Waren für unsere Gruppe macht deutlich, dass die ausländischen Trekker und Bergsteiger einen wesentlichen wirtschaftlichen Faktor für die Region darstellen. Zusammen mit unseren max. 15 kg schweren „Seesäcken", die von den Trägern auf die erste Hütte, die Miriakamba Hut, auf 2.521m getragen werden, schultern die Träger den Rest der Verpflegung und Ausrüstung in zusätzlichen Behältnissen.
Wir starten um Punkt 12:00h mit Josef unserem Ranger-Führer. Josef ist „bewaffnet" mit einem Karabiner, der mit scharfer 30-06 Munition bestückt ist, für den Fall, dass wir den Wildtieren zu nahe kommen. Wir sind alle in einer gewissen Spannung, denn nach einem monatelangen Vorbereitungsprogramm und vielen Träumen, Zweifeln, Erwartungen geht es jetzt endlich los. Das Thermometer zeigt 30°C, es ist sonnig, wenige Wolken, es weht ein leichter Wind, also gute Bedingungen für unsere erste Begegnung mit dem Berg.
Josef geht mit seiner Flinte voran und schlägt gleich das in Afrika übliche „pole-pole" = langsame Tempo an. Schon nach 10 Minuten öffnet sich für uns der Blick in die afrikanische Tierwelt mit Büffeln, Giraffen, Zebras und Warzenschweinen, die auf einer nahegelegen Graslandschaft friedlich aber uns in Witterung nehmend grasen.
Der Anstieg ist moderat, führt über offenes Gras- und Buschland und unser Blick geht immer wieder zurück in die inzwischen nach unten verschwindende Ebene zwischen Mt.Meru und Kilimandscharo und natürlich auf den wolkenumsäumten Kibo-Gipfel des Kilimandscharo.
Nach 41/2 Stunden erreichen wir auf 2.521m Höhe die Miriakamba Hut, in der uns sehr saubere Zimmer mit Stockbetten, gute Waschgelegenheiten und ebenfalls saubere Toiletten erwarten. Unser Doc kontrolliert gegen 19:00h vor dem Abendessen - wie jeden Morgen und Abend - die Blut-Sauerstoffsättigung und den Puls eines jeden Teilnehmers. Wir beschließen den ersten Bergabend mit einem Blick auf die unter uns allmählich in den Wol-ken verschwindende Landschaft und begeben uns zur Nachtruhe in die Stock-betten.

22.Januar 2010, Miriakamba Hut (2.521m)--> Saddle Hut (3.566m)
Wecken und Aufstehen finden heute in der Dämmerung des neuen Morgens statt. Gegen 06:30h bekommen wir wie jeden Morgen von unserer Crew heißes Wasser für die Morgentoilette. Bereits um 07:00h sitzen wir in der größeren Gemeinschaftshütte beim Frühstück und um 08:00h brechen wir bei son-nigem Wetter und angenehmen 15°C auf zur Saddle Hut. In unserem langsamen „pole-pole" - Tempo können wir die Landschaft bestens genießen. Auf gut befestigten Pfaden, teilweise über längere Treppenpassagen, gewinnen wir ständig an Höhe. Immer wieder öffnet sich der Baumbestand mit herunterhängenden Moosen und Flechten und gibt den Blick frei auf den hell glänzenden Kilimandscharo-Gipfel in der Ferne. Bereits gegen 13:30h erreichen wir die Saddle Hut auf 3.566m, die eingebettet zwischen Little Mt.Meru und dem Aufstieg zum Rhino Point, beide 3.800m hoch, liegt.
Nach dem Beziehen der Hütten und nach einer kurzen Rast begeben sich 9 Teilnehmer unserer Gruppe auf eine Akklimatisationstour auf den Gipfel des Little Mt.Meru. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir 9 den Gipfel auf 3.800m. Von hier hat man eine herrliche Aussicht, erstmals auf die Ebene „hinter" dem Mt. Meru, die wir bisher nicht einsehen konnten. Außerdem haben wir von hier ei-nen hervorragenden Blick auf die Aufstiegsroute zum Gipfel des Mt.Meru - über den Rhino Point und den dann folgenden diversen Graten - immer entlang des Kraterrandes und schließlich den Gipfel bei einer der höchsten Erhebungen ahnend.
Sowohl die Besteigung des kleinen Mt.Merus als auch am Folgetag die des „richtigen" Mt.Merus ist für jeden Teilnehmer optional und dient ausschließlich der Akklimatisation nach dem Prinzip „go high - sleep low". Diesem Prinzip folgend steigen wir nach 1 Stunde wieder vom Gipfel des little Mt.Meru ab zur Saddle Hut auf 3.566m.

23.Januar, 2010 Saddle Hut (3.566m) --> Gipfel (4.566m) --> Saddle Hut (3.566m)
Wie an Gipfeltagen häufig üblich, beginnt der „Tag" bereits am „Vorabend". Wir haben uns in 2 Gruppen aufgeteilt. Die 1.Gruppe steht bereits um 23:00h auf, dann ein kurzes, noch schlaftrunkenes „Frühstück" und um kurz nach 0:00h ist unsere 6er Gruppe, vervollständigt um 3 tansanischen Begleiter, abmarschbereit. Die Lufttemperatur ist relativ mild und liegt bei +10°C. Es ist ungewöhnlicher weise fast windstill. Eine Stunde später, gegen 01:00h bricht die 2.Gruppe auf, ebenfalls bestehend aus insgesamt 9 Personen.
Der Weg führt vom Camp hinaus in die Dunkelheit der Nacht, überspannt von einem zum Greifen nahen, klaren Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre. Wir sprechen kaum, jeder ist mit sich und seinen persönlichen Gedanken beschäftigt.
Im Schein unserer Stirnlampen sehen wir unseren Pfad recht gut. Nach ca. 1,5h erreichen wir den Fuß des Rhino Points, der allgemein als die „erste Hürde" auf dem Weg zum Gipfel gilt. Der Aufstieg von 3.500m auf 3.800m, dem höchsten Punkt des Rhino Points, bewältigen wir relativ problemlos. Jetzt beginnt aber ein Abstieg, der es in sich hat: über schräg abfallende Schieferplatten geht es ein ganzes Stück bergab, immer wieder unterbrochen von aufstei-genden Passagen über Basaltblöcke, die überstiegen werden müssen. Diese Passage erfordert Kraft und Konzentration.
Danach erreichen wir den ersten Grat, der ständig aufwärts führt. Hier ist es ziemlich windig und die Temperatur fällt in Richtung Gefrierpunkt. Es folgt nun ein Wechsel zwischen relativ gut begehbaren breiten Graten und felsigen Abschnitten, die immer wieder Kraft und Konzentration erfordern.
Inzwischen zeigt der Höhenmesser bereits über 4.000m und die immer tiefer sinkende Temperatur fordert ihren Tribut. Ein Teilnehmer unserer Gruppe ent-schließt sich hier zur Umkehr. Begleitet von einem tansanischen Assistant Guide, aber mit einer persönlichen Höhen-Bestleistung von gut 4.000m geht es zurück in die wärmende Saddle Hut.
Wir übrigen „stapfen" weiter. Jetzt geht es vor allem darum, mit dem losen, feinen Vulkanstaub fertig zu werden. Es ist sehr mühsam, mit dem System „2 Schritte vor - 1 Schritt zurück", Höhe zu gewinnen. Bald zeigt der Höhenmes-ser 4.200 m. Hier kommt jetzt der Punkt, an dem 2 weitere Mitglieder unserer Gruppe sich entschließen, begleitet von Yohana umzukehren. Sie haben bis hierher großartig gekämpft und beide waren vorher noch nie in dieser Höhe gewesen.
Nun sind wir noch 4 Deutsche und 1 Tansanier. Es liegen noch fast 3 Stunden weiterer Gipfelaufstieg vor uns. Im Osten rötet sich bereits der Himmel und in einem grandiosen Schauspiel erhebt sich die Sonne rechts vom Kilimandscharo. Bald wird es hell und der Weg zum Gipfel zeigt sich im neuen Tageslicht. Die eine Stunde später gestartete 2.Gruppe zieht an uns vorbei verbunden mit den gegenseitigen guten Wünschen für den weiteren Aufstieg. In dieser oberen Passage des Mt.Meru gibt es mehrere „Vorgipfel", die jeweils zu umrunden oder zu übersteigen sind, was diesen Teil der Strecke besonders lang erscheinen lässt. Endlich gegen 08:00h - immer noch etwa 50 Höhenmeter entfernt - können wir die Gipfelstange mit der Metallfahne erkennen.
Hier kommt uns die 2.Gruppe nach erfolgreicher Gipfelbesteigung bereits von oben entgegen. Obwohl wir alle ziemlich müde sind, gratulieren wir und nehmen gleichzeitig die Aufmunterungen und den Hinweis unserer Kameraden entgegen, dass es nicht mehr weit sei. Endlich, gegen 09:00h, nach 9 Stunden „Arbeit am Berg", erreichen wir zu viert mit unserem tansanischen Begleiter die kleine Gipfelkanzel des Mt.Meru auf 4.566 m.
Wir fallen uns in die Arme und setzen uns erschöpft nieder. Nach einiger Zeit der Erholung beginnen wir die unter uns liegende Bergwelt zu bestaunen. Besonders beeindruckend ist der Nebenkrater des Mt.Meru direkt unter uns, der wie eine schräg gestellte Kanone von oben aussieht. Zur anderen Seite am Horizont, hoch und weiß leuchtend der Kilimandscharo, der sich majestätisch und für uns in voller Ausdehnung sichtbar als größter freistehender Berg der Erde über die darunterliegende Ebene erhebt.
Wir genießen diesen Anblick bei gutem, fast wolkenlosem Wetter eine halbe Stunde lang, machen viele Fotos und begeben uns dann auf den Abstieg. Wissend, dass der Gipfel immer nur die „halbe Miete" ist, versuchen wir, obwohl unsere ganze Kraft dem Aufstieg gegolten hat, nun konzentriert und vorsichtig abzusteigen.
Obwohl es abwärts wesentlich weniger Kraft kostet als aufwärts, müssen wir nun unsere vorhandenen Reserven aufbieten, um ohne Zwischenfälle die Saddle Hut zu erreichen. Der Abstieg dauert etwa 5 Stunden und gegen 14:00h erreichen wir das Camp.
Erschöpft aber glücklich haben 9 der 12 Mitglieder unserer Gruppe den Mt.Meru bestiegen, die 3 anderen immerhin persönliche Bestleistungen aufgestellt.
Nach einem kurzen Lunch verkriechen wir uns in die Schlafsäcke und genie-ßen die wohlige Wärme bei einem erholsamen, teils über 12-stündigen Schlaf nach den letzten Anstrengungen.

24.Januar 2010, Saddle Hut (3.566m) --> Momella Gate (1.500m)
Wir sind alle in einer guten Stimmung. Bei schönem, sonnigem Wetter verab-schieden wir uns mit einem gemeinschaftlichen Foto von unseren afrikanischen Begleitern und treten den Abstieg über rund 2.000 Höhenmetern zurück zum Momella Gate an. Unterwegs erhalten wir von Josef, der uns wie in den letzten Tagen wieder mit seiner „Flinte" begleitet, viele Informationen über die Pflanzen- und Tierwelt am Mt.Meru. Kurz vor Erreichen des Gates kommen wir bis auf 30-40m, allerdings getrennt durch einen kleinen Fluss, an eine große Büffelherde, umschwirrt von Warzenschweinen mit ihren Frischlingen, heran.
Am Gate verabschieden wir uns von Josef, Yohana und Charly und fahren das kurze Stück mit unserem Bus zurück zur Mt.Meru View Lodge.
Abends gönnen wir uns ein „bayrisches Abendessen" im Restaurant „MoMa", betrieben von dem Münchener Ehepaar Schambeck und wir beschließen den Tag mit einem wundervollen kühlen „Kilimandscharo-Bier" sowie einem afrikanischen Kräutergrappa.

25.Januar 2010, Ruhetag in Arusha
Heute ist laut Plan „Ruhetag"; dennoch wird es - zurück in der Zivilisation - ein durchaus ausgefüllter und anstrengender Tag. Arusha hat neueren Angaben zufolge etwa 1,2 Mio. Einwohner und ist eine typische, geschäftige und laute afrikanische Großstadt mit vielen Menschen, Märkten, Geschäften und vor allem Autos und sonstigen fahrbaren Untersätzen auf den Straßen.
Zunächst besuchen wir die von der Hubert & Renate Schwarz Stiftung betriebene und finanzierte Schule in einem der ärmeren Stadtteile von Arusha. Hier begrüßt uns Meleck, der Direktor und informiert uns über viele Fakten des Pro-jektes:
> Die H.&R.Schwarz Stiftung finanziert inzwischen 2 Schulen: die von uns in Arusha besuchte Schule mit 100 Kindern und ein 2.Schule, die im Massai-Gebiet etwas außerhalb Arushas liegt mit nochmals 150 Kindern
> In der erstgenannten Schule sind vormittags 43 Kinder im Vorschulalter von 3 - 8 Jahren und nachmittags 57 Kinder, die morgens die öffentliche Primary School besuchen
> Die Vorschulkinder werden morgens mit einem Frühstück beköstigt und dann „schulisch" auf die Primary School vorbereitet
> Die Kinder, die vormittags die Primary School besuchen und dann nachmittags in Schule der H.&R. Schwarz Schule kommen, erhalten zunächst ein Mittagessen und machen dann unter Aufsicht von Lehrern ihre Hausaufgaben
> 5 der 100 Kinder haben keine Eltern, weitere 15 haben nur einen Elternteil
> Die Schule besteht seit 1999 und die Kinder der ersten Jahrgänge sind inzwischen 17-18 Jahre alt und bereits in den letzten Schuljahren der Secondary School. Sie zeigen hier teilweise überdurchschnittliche Leistungen aufgrund der langjährigen Förderung
> Die H.&R.Schwarz Stiftung ermöglicht den Kindern: Verpflegung, Uniformen, Schulbücher und je nach Alter entsprechende schulische Ausbildung
Wir beobachten eine Zeitlang den Unterricht der Vorschulkinder, die mit lauten, fröhlichen Gesängen unter Leitung einer jungen Lehrerin Zahlen und Buchstaben der englischen Sprache spielerisch üben.
Nachdem wir Süßigkeiten, Spiel- und Schulsachen, T-Shirts und Schuhe an Meleck und die 3 Lehrerinnen zur späteren Verteilung an die Kinder überge-ben haben, fahren wir zum Cultural Center von Arusha. Hier kann man Souvenirs jeder Art und Preisklasse einkaufen und im gerade neu eröffneten sehr modernen Teil, afrikanische Kunstwerke bewundern. Danach geht es zum Haupteinkaufszentrum der Stadt zum „Shopride". Hier essen wir „afrikanisch" und kaufen noch den einen oder anderen Ausrüstungsgegenstand.
Den späteren Nachmittag nutzen wir noch zu einem Sprung in den Swim-mingpool der Mt.Meru View Lodge und als Schlummertrunk gibt es am Abend das schon vertraute „Kilimandscharo-Bier".

26.Januar 2010, Marangu Gate (1.840m) --> Mandara Hut (2.675m)
Heute geht es nun an unsere eigentliche Aufgabe: die Besteigung des Kili-mandscharo. Schon früh - gegen 08:00h - geht es von der Mt.Meru View Lodge mit einem Kleinbus zunächst nach Moshi. Die Fahrt dauert etwa 1 Stunde; beim letzten Teil der Fahrt nach Moshi „begleitet" uns der Kibo-Gipfel des Kilimandscharo auf der linken Seite. Nach dem üblichen „Palaver" beim Treffen mit den Trägern und Guides in Moshi geht es nun zum Marangu Gate - nochmals ½ h mit dem Bus. Dort erfolgen einerseits unsere ordnungsmäßige Registrierung und andererseits die Übernahme unserer „Seesäcke" sowie der Lebensmittel, Kochgeschirr, Brennstoff, usw. durch unsere Träger.
Jeder Träger darf max. 25 kg einschließlich seiner persönlichen Ausrüstung tragen. Früher ist es zu Todesfällen unter den Trägern gekommen, weil sie teilweise noch wesentlich mehr Gewicht transportiert haben und dann wegen Erschöpfung gestorben sind.
Um Punkt 12:00h verlassen wir das Marangu Gate auf 1.870m. Der Weg steigt zunächst sanft an. Es ist fast 30°C warm und feucht hier im Regenwald, dennoch unter dem großen Dach der Baumkronen schattig und angenehm zu gehen. Wir gehen sehr langsam - halt „pole-pole". Etwa alle 1 - 1,5 h legen wir eine ca. 15 minütige Trink- und Esspause ein. So steigen wir Stunde um Stunde immer höher und erreichen schließlich nach ca. 8 km gegen 17:00h die Marangu Hut auf 2.720m. Sofort beziehen wir die recht engen 4-Personen-Hütten und nehmen danach unser Abendessen in der größeren Gemein-schafthütte ein.

27.Januar 2010, Mandara Hut (2.675m) --> Horombo Hut (3.725m)
Geweckt durch das erste Morgenrot der aufgehenden Sonne, stehen wir schon kurz nach 06:00h auf. Es ist relativ mild draußen, ca. 15°C. Nach einer „kleinen", Morgenwäsche mit dem von unserer Crew wie immer bereitgestelltem heißen Wasser sitzen wir bereits um 07:00h alle beim Frühstück mit Tee, Kaffee, Kakao, Weißbrot, Obst, Marmelade, heißem Porridge und Spiegelei-ern.
Gut genährt geht es dann um 08:00h auf die vor uns liegenden 11,8 km und 1.000 Höhenmeter. Schon bald verlassen wir den Regenwald, die Landschaft wird offener und nach einiger Zeit sind wir im Hochmoor, der sich an den Regenwald anschließenden nächsten Vegetationszone. Hier sehen wir eine ganze Reihe für diesen Teil des Kilimandscharo typische Pflanzen und Blumen: die Protea, verschiedene Orchideenarten, Strohblumen - das „Edelweiß" des Kilimandscharo - und diverse Lilien. Immer wieder tauchen rechts von uns der verwitterte Mawenzi und zur Linken der weiß-leuchtende Kibo-Gipfel des Kilimandscharo auf. Diese Etappe ist die längste von allen und es ist gut, dass wir schon früh aufgebrochen sind. Der Weg ist angenehm zu gehen, da er sich nur mit maßvollen Steigungen nach oben schlängelt und landschaftlich viel Abwechselung bietet. Wir benötigen insgesamt 7 Stunden bis vor uns die Horombo Hütten auf 3.725m auftauchen. Kurz vorher sehen wir zum ersten Mal die für diese Region typischen Senezien, die hier früher einmal als ganze Wälder wuchsen. Es sind „palmenartige" Bäume, die zur Gruppe der Kräuter-gewächse gehören.
Nach dem üblichen „Waschservice" mit heißem Wasser und dem „Einchecken" in diesmal geräumigere 6-Personen-Hütten ist es bald Zeit zum Abendessen (u.a. Suppe, Kartoffeln, Gemüsesoße). Das Abendessen beginnt wie jeden Abend mit der Messung der Blut-Sauerstoffsättigung und den Pulswerten eines jeden Teilnehmers.
Ein wenig erschöpft vom langen Marsch des Tages geht es zeitig zur Nachtruhe in die Schlafsäcke.

28.Januar, 2010 Horombo Hut (3.725m) --> Mawenzi Sattel (4.350m) --> Horombo Hut (3.725m)
Der heutige Tag hat hauptsächlich ein Ziel: wir wollen unsere Akklimatisation weiter vorantreiben durch einen Aufstieg auf ca. 4.350m, um dann wieder zur Horombohütte auf 3.725m zurückzukehren und „tief" zu schlafen. Der Weg führt uns zum Mawenzi-Sattel, also dem Verbindungsstück zwischen Mawenzi und Kilimandscharo. In dem schon gewohnt sehr langsamen Tempo genießen wir den Aufstieg bei frischen Temperaturen aber sonnigem Wetter. Vorbei an einer Ansammlung von Senezien erreichen wir nach 1,5 Stunden den sogenannten „Zebra- oder 4.000m Rock", wo wir eine ausführliche Pause einlegen. Hier kann man den Blick über die grün/braune, allmählich spärlicher bewachsene Landschaft und hinunter in Richtung Moshi, das von Wolken verhüllt ist. schweifen lassen. Zum Greifen nahe liegt der zerklüftete Mawenzi direkt vor uns. Er gilt wegen seines brüchigen Gesteins und häufiger Steinlawinen als sehr gefährlich und ist daher für Besteigungen gesperrt.
Wir setzen den Aufstieg fort bis auf ca. 4.350m, einem Platz von wo aus wir wunderbar die Route des morgigen Tages einschließlich der letzten Hütte, der Kibo Hut auf 4.700m, einsehen können. Erahnen können wir von hier auch schon die steile Linienführung des Gipfelanstieges bis zum Gillman`s Point auf 5.625m.
Versehen mit diesen Eindrücken und im Bewusstsein, heute etwas für unsere Akklimatisation getan zu haben, machen wir uns auf den Abstieg zu den Horombo Hütten, die wir gegen 14:30h erreichen.
Der Rest des Tages dient dem immer wieder erforderlichen Sortieren unserer Ausrüstung und dem Relaxen in Erwartung der Herausforderungen der nächs-ten beiden Tage.

29.Januar 2010, Horombo Hut (3.725m)  --> Kibo Hut (4.700m)
Die gestern „erarbeitete" Akklimatisation wollen wir heute umsetzen in den weiteren Aufstieg zur Kibo Hütte auf 4.700m. Die morgendliche Messung der Blut-Sauerstoffsättigung zeigt keine negativen Besonderheiten; alle liegen mit ihren Werten in dem für diese Höhe normalen Bereich. So kann es also zur vorletzten Etappe losgehen.
Direkt nach Verlassen des Camps bei sonnigen, aber kühlen 12°C geht es ein kurzes Stück steil bergan, um dann in eine lange, nur leicht ansteigende Gerade in die immer spärlicher bewachsene Hochwüste einzumünden. Ein letztes Mal sehen wir ein schönes Seneziental und bald sind wir im offenen, nahezu unbewachsenen Gelände des Kibo-Sattels. Gemäß Entfernungsangaben haben wir heute knapp 11 km Entfernung und erneut 1.000 Höhenmeter zu überwinden. Wir haben aber genügend Zeit zur Verfügung und so nehmen wir das „pole-pole" wieder einmal sehr wörtlich. Obwohl wir auch heute etwas länger als „normal" brauchen, bin ich als Guide sehr froh darüber, weil das langsame Gehen eine wesentliche Voraussetzung ist, um in der Gipfelnacht mit genügend Kraftreserven zu starten.
Je näher wir der schon von weitem sichtbaren Kibo-Hütte kommen, können wir immer deutlicher unsere Route der kommenden Nacht bis zum Gilman`s Point sehen und uns darauf mental schon ein wenig einstellen.
Nach Ankunft auf der Kibo-Hütte gegen 15:00h beziehen wir nach der üblichen Registrierung bei den Rangern einen 12 Personen Gemeinschaftsraum, in dem wir uns - trotz großer Enge - geübt von den vielen Hüttenübernachtun-gen vorher - schnell häuslich einrichten. Bereits für 17:00h ist unser Abendes-sen angesetzt, begleitet von der allabendlichen Sauerstoffmessung und einem heute besonders ausführlichen Briefing für die kommenden 24 Stunden. Dies sieht wie folgt aus:
> Aufstieg von 2 Gruppen à 6 Mitglieder plus je 3 tansanische Führer/Helfer
> Abmarsch von Team 1 um 23:00h
> Abmarsch von Team 2 um 24:00h 
> Aufteilung des Aufstieges in 3 Teilabschnitte
   o gerader Anstieg vom Camp auf festem Untergrund
   o Zick-Zack Bereich auf losem Untergrund
   o dann die Felsregion unterhalb des Gillman`s Points
> Insgesamt ca.4 Pausen, eine davon „half-way" an der Hans-Meier-Cave
> Temperaturerwartung zu Beginn um 0°C und später zum Morgen hin deutlich unter 0°C
> 2 ½ - 3 ltr. Flüssigkeit, persönliche Nahrung und kleines Lunch-Paket mitnehmen
Von 18:00h - 22:00h begeben wir uns zu einer kurzen „Nachtruhe" in die Schlafsäcke. Wie üblicherweise direkt vor dem „Gipfelsturm", schlafen nur wenige von uns richtig; die meisten sind wohl im „Wachschlaf" und warten ein wenig nervös darauf, dass es bald endlich losgeht.

30.Januar 2010, Kibo Hut (4.700m) --> Gipfel (5.681m/5.896m) --> Horombo Hut (3.725m)
Nachdem die 1.Gruppe um 22:00h „aufgestanden" und mit dem unvermeidlichen „porridge" versorgt ist, beginnt der Gipfelsturm um 23:00h. Die 2.Gruppe verlässt 1 Stunde später die Kibo-Hütte. Wir haben draußen zu Beginn beste Bedingungen: Temperatur leicht über 0°C, fast windstill und das Beste: Vollmond, der die Stirnlampen fast entbehrlich macht. Zunächst begeben wir uns auf den sanft ansteigenden Pfad zum ersten steilen Anstieg. Das Gehtempo erscheint sehr langsam, aber es ist genau richtig, um den langen vor uns lie-genden Aufstieg zu bewältigen. Schweigend stapfen wir in kleinen Windungen den Berg hinauf. Nach gut 1 ½ Stunden machen wir die erste Trinkpause. Alle sind froh, einige Minuten zu verschnaufen. Dann geht es weiter. Allmählich geht der bisherige Anstieg in einen schmalen „Zick Zack-Pfad" im losen Schotter über. Das bedeutet: 1 Schritte vor und wieder ½ Schritt zurücksinken. So vergehen weitere fast 2 Stunden und jeder ist mit sich selbst beschäftigt, in dieser kraftraubenden Art sich weiter Meter für Meter nach oben zu bewegen. Bald zeigt der Höhenmesser mehr als 5.000m und einige Zeit später gibt es den 2. Stopp an der Hans Meier Cave, die etwa auf „Half Way" zum Gipfel liegt. In diesem Felsüberhang soll der deutsche Erstbesteiger Hans Meier mit seinem österreichischen Begleiter Ludwig Purtscheller bei der Besteigung 1899 vor dem Gipfelsturm übernachtet haben, was man sich im Angesicht dieser windgeschützen Stelle gut vorstellen kann. Es geht nun immer weiter in unendlichen „Zick-Zacks" im immer noch staubigen und aufsteigendem Gelände. Deutlich sieht man an Körperhaltung und sparsam ausgesprochenen Kommentaren, dass der Berg allen die verfügbaren Kräfte abverlangt. Im immer noch hellen Mondlicht erahnen wir bereits die Gipfelregion um den Gilman`s Point und einige Gruppen, die schon höher sind als wir, weisen den Weg. Beim Überholen oder überholt werden fliegen kurze Wortfetzen hin und her, ein Russe fragt „harascho?" (geht's gut?), eine Holländerin in Englisch aber mit holländischen Akzent „are you o.k.? und eine Gruppe aus Polen will wis-sen, ob alles „dobsche" also gut ist. Am schnellsten sind die Kanadier, die uns schon tagelang am Berg begleiten, immer witzige Sprüche drauf haben und die „Dampfmaschinen-ähnlich" an uns vorbeiziehen.
Gegen 04:00h, nach jetzt 5 Stunden erreichen wir schließlich die Felsregion, die sich als letzte Barriere zum Gilman`s Point vor uns aufbaut. Hier machen wir eine weitere Pause, die wir dringend benötigen, um erneut Kraft zu schöpfen. Jetzt kommt es mehr auf mentale als auf physische Stärke an, denn die rein körperlichen Reserven sind ziemlich aufgebraucht. Glücklicherweise holt uns hier die 2.Gruppe, die 1 Stunde später gestartet ist ein und auch sie zeigt Spuren des Kräfteverschleißes. Allerdings merken wir alle, dass die Vereinigung zu einer Gruppe deutlich neue Kräfte freisetzt. Wir motivieren uns ge-genseitig mit dem Gedanken, dass es jetzt nur noch ca. 200 Höhenmeter sind, die uns vom langersehnten Ziel trennen.
Hinter dem Gipfelgrat geht der helle Mond unter und alle benötigen wieder das Licht der Stirnlampe. Allmählich sehen wir im Osten aber auch schon die Morgenröte des neuen Tages, die weitere Kräfte freisetzt. Es ist jetzt etwa - 4°C und die meisten frieren ein wenig - weniger wegen der Kälte - mehr auf Grund der Anstrengungen der Nacht. Die Bewältigung der Felsregion ist eine letzte Herausforderung. Manchmal sind hier die Stöcke hinderlich, da es einige Male gilt, Felsblöcke unter Zuhilfenahme der Hände zu übersteigen. Immer wieder feuern wir uns gegenseitig an und helfen uns durch Hinweise auf die besten Trittstellen.
Nach weiteren 2 Stunden im Felsbereich öffnet sich plötzlich für die ersten un-serer Gruppe gegen 06:30h das kleine Gipfelplateau - gleich einer Kanzel - umsäumt von rundum aufragenden kleinen Felsen - der sogenannte Gilman's Point auf 5.681m. Es ist eng hier und „bevölkert" von 10 oder 15 anderen Bergsteigern, die gerade vor uns den Gipfel erreicht haben. Wir konzentrieren uns aber auf uns und es brechen nun alle aufgestauten Emotionen aus. Blitzartig realisieren wir, dass nach langer Vorbereitung und nach vielen Zweifeln der Traum der Besteigung wahr geworden ist. Wir vergessen das flaue Gefühl im Magen und die Abgespanntheit, die uns vor wenigen Minuten noch zu schaffen machte und wir lassen unserer Freude freien Lauf.
Mein erster „Tanzpartner" ist der älteste Teilnehmer unserer Gruppe, der schon am Mt.Meru eine Bravourleistung vollbracht hat und jetzt auch hier oben steht. Der Rhythmus unseres umarmten Tanzens wird begleitet von einigen heftigen Schluchzern von uns beiden. Sodann darf ich gleich mit Zweien feiern. Es sind Vater und Sohn, die zu unterschiedlichen Zeiten des Aufstieges ihre jeweiligen Tiefs hatten und der jeweils andere dann immer zur Motivation rechtzeitig zur Stelle war. Auch dieser Tanz wieder feucht-fröhlich. Wir alle werden diese Momente am 30.Januar 2010 morgens gegen 07:00h wohl so schnell nicht vergessen.
Nachdem sich nach etwa 10 Minuten der Freudentaumel gelegt hat, sammeln wir uns kurz, um zu entscheiden, wer noch weiter bis zum Uhurupeak geht und wer wieder absteigt. 10 Mitglieder unserer 12 Personen starken Gruppe haben den Gillman's Point erreicht und damit den Kilimandscharo bestiegen. Zusammen mit mir und Yohana machen sich jetzt noch weitere 4 auf den Weg zum Uhurupeak, dem absolut höchsten Punkt Afrikas. Die anderen steigen zwar ein wenig erschöpft aber glücklich und versehen mit neuen Kräften zur Kibo Hütte ab, um dort schon einmal den Gipfelerfolg zu feiern.
Uns führt der Weg jetzt über eine schmale Spur auf die vereiste Innenseite des Kilimandscharo Kraters. Zunächst geht es abwärts, dann wieder aufwärts, manchmal an etwas kniffeligen Stellen um Felsen herum. Trittsicherheit ist notwendig, weil Fehltritte hier schnell zu einem Abrutschen in den Krater führen können. Nach einiger Zeit wechselt die Spur auf die nicht vereiste Außen-seite des Kraters. Hier ist das Vorwärtskommen zwar ungefährlich aber die Steilheit nimmt zu. Eine gewisse Müdigkeit ist jetzt deutlich zu spüren und vor allem, der Uhurupeak ist nicht mal in Sichtweite. Unsere 6er Gruppe zieht sich weit auseinander, vermischt sich teilweise mit anderen Gruppen. Ein Anstieg schließt sich an den nächsten noch steileren an und es nimmt einfach kein Ende. Es ist saukalt, mein Thermometer zeigt - 4,9°C und ich schätze die Windstärke etwa auf 50-60 Stundenkilometer. Damit dürfte die gefühlte Temperatur unter -10°C liegen, was auch der Wetterbericht für diesen Morgen vor-hergesagt hatte.
Schließlich genau um 09:00h erreichen wir nach 10 Stunden den Uhurupeak auf 5.896m. Unser Feiern hier hält sich wegen Kälte und Sturm in Grenzen. Wir gratulieren uns kurz und bemühen uns um die klassischen Gipfelfotos vor dem Holzschild des Uhurupeaks.
Die von mir übernommene spezielle Aufgabe, hier am höchsten Punkt Afrikas eine Fahne von Alemannia Aachen zu entrollen, gestaltet sich im Sturm der Gipfelhöhe ziemlich schwierig. „Umgekleidet" mit schwarz-gelber Alemannia Mütze, eingehüllt von einem dreco-Alemannia-Schal, der ständig davonfliegen will, versuchen Yohana und ich die Alemannia Fahne zu erheben ohne gleich mit ihr als Segel oder Fallschirm davonzufliegen. Mit viel Mühe gelingt es nach geraumer Zeit mit kalten Fingern und Einsatz beträchtlicher Kraft einige Schnappschüsse zu bekommen, die unsere Mission und Botschaft erkennen lassen.
Die anderen unserer Gruppe haben ebenfalls viel Mühe, alleine zu Zweit oder zu Dritt ihr persönliches Gipfelfoto zu bekommen.
Nach dieser „Schwerstarbeit" machen wir uns auf den Rückweg. Einige Blicke und Gedanken gelten den fast 50m hoch aufragenden Gipfelgletschern des Kilimandscharo, die man bei gutem Wetter 100 oder mehr km weit als das weiße Haupt des Kilimandscharo sehen kann und denen wir nun zum Greifen nahe sind. Vorhersagen behaupten, dass sie 2020 verschwunden sein werden, laut neusten Untersuchungen aber nicht wegen der Erderwärmung son-dern wegen eines „natürlichen" Überganges von Eis direkt in Wasserdampf (Sublimation). Mich bewegt dabei vor allem die Frage: wird eine/r meiner 5 Enkel irgendwann auch einmal hier oben stehen und ist der Kibo dann nur noch ein blanker Felsrücken?
Unsere Kraftreserven sind jetzt ziemlich aufgebraucht. Das Vorwärtsgehen geht vor allem deshalb, weil die Schwerkraft unsere Körper einfach abwärts befördert. Auf dem halben Weg zurück zum Gilman's Point machen wir am Stella Point (5.745m) Rast, die erste seit etwa 3 Stunden. Wichtig ist, dass wir trinken, um den Flüssigkeitsverlust in dieser Höhe von fast 6.000m einigermaßen auszugleichen. Danach geht es weiter abwärts. Wieder müssen wir die schmale Passage des Innenkraters jetzt in umgekehrter Richtung passieren und um einige Felsen herum balancieren. Am Gilman`s Point beginnt dann der steile Abstieg, der unsere volle Konzentration erfordert. Wir sehen nun in der Helligkeit des Morgens den gesamten Abstieg bis zur Kibo-Hütte vor uns.
Nach der Felspassage erreichen wir bald die „Direttissima", die die „Zick-Zacks" schneidet und beinahe eine „Abfahrt" im lockeren, staubigen Untergrund - wie bei Neuschnee am Berg - ermöglicht. Die Sonne brennt und es fehlt ein wenig die Kraft anzuhalten, um die zu warme Aufstiegskleidung der Nacht abzulegen. Kurz vor Erreichen der Kibo-Hütte erwartet uns der „Waiter" unserer Crew mit einer köstlich-kalten und süßen tansanischen Fanta, die unsere Lebensgeister sofort wieder weckt.
Nach einem kurzen einstündigen Schlaf und einem kleinen Lunch machen sich alle 12 Teilnehmer unserer Gruppe gegen 14:00h auf den Weg des weite-ren 1.000m Abstiegs zu den Horombo-Hütten, die wir alle glücklich aber ein wenig erschöpft gegen 17:00h erreichen.


31.Januar 2010, Horombo Hut (3.725m)  --> Marangu Gate (1.800m)
Heute ist der letzte Tag dieser 2-wöchigen Bergtour. In fröhlicher Stimmung und bei sonnigem Wetter - beflügelt durch die Erlebnisse der vergangenen Tage - gehen wir flotten Schrittes die nun verbleibenden 2.000 m Abstieg an. Ein letztes Mal genießen wir den Blick auf den Senezien Wald unter der Horombo-Hütten, schauen immer noch mal zurück auf den Kilimandscharogipfel, der allmählich in Wolken verschwindet, wechseln dann den Blick zum Mawanzi, der länger seine zerklüfteten Gipfelstrukturen zeigt. Allmählich tauchen wir ein in den Regenwald, hin und wieder schreien und springen ein paar Affen in den Baumwipfeln herum, wir genießen jetzt den lockeren Schritt bergab, diskutieren philosophische und Allerweltsthemen oder sind still und lassen die eigenen Gedanken fliegen. Nach einer Rast auf der Mandara Hut geht es weiter talwärts. Gegen 16:00h erreichen wir das Eingangsgate zur Marangu-Route, für uns diesmal das Ausgangsgate.
Hier steht nun noch ein weiterer Höhepunkt bevor, nämlich der Abschied von unserer 35 Mann starken Crew. Für diese haben wir eine besondere Überraschung bereit: Ein Mitglied unserer Gruppe ist des Kisuaheli mächtig und dankt und verabschiedet uns im Beifall von Trägern, Köchen, Assistent Guides und Guide in der Landessprache und endet mit dem Anstimmen der tansanischen Nationalhymne. Die so verabschiedete Crew bedankt sich ihrerseits mit dem berühmten Kilimandscharo Lied, zünftig dirigiert mit Bergstöcken durch ihren Führer.
Dann geht es ab mit dem Bus in die schöne Mt.Meru View Lodge, wo wir die Erlebnisse der letzten 2 Wochen bei kaltem Kilimandscharo Bier und einem köstlichen „Abschiedsmenü" (Mango Parfait, Kartoffeln, Rindfleisch, Bratensoße, Nachspeise) Revue passieren lassen. Traditionell erfolgt die Übergabe der Gipfelurkunden mit einem T-Shirt von Hubert Schwarz nach dem Motto „Just done".
Als nicht geplante Überraschung bereichert noch ein „echter" Massai in Landestracht - ein 27-jähriger „Krieger" - den Abend: er ist ein äußerst sympathischer, sehr gut englisch sprechender, smarter junger Mann, der uns berichtet, dass und wie er bei der Hütung seiner Herde bisher 2 Löwen mit dem Speer töten musste - und es war kein Jägerlatein.

Resümee dieser Tour:
> Obwohl oder vielleicht, weil wir eine sehr gemischte Gruppe waren - von 28 - 72 Jahre alt, 2 Frauen und 10 Männer - haben wir einen guten Zusammenhalt bewiesen und auch in kniffligeren Situation immer schnell zu einer für alle akzeptablen Vorgehensweise gefunden.
> Das am Anfang auch von mir als manchmal etwas zu langsam empfundene Gehtempo hat sich am Ende nicht nur als richtig sondern vielleicht als die wichtigste Grundlage dafür herausgestellt, dass unsere „Gipfelerreichungsquote" hoch war.
> Nahezu alle Teilnehmer, mich eingeschlossen, haben irgendwann ihre persönlichen Tiefs gehabt, diese aber überwunden, dabei auch maßgeblich unterstützt von der Gruppe, was den Erlebniswert sicherlich erheblich gesteigert hat.
> Die ständige Anwesenheit eines Arztes hat nicht nur das Gefühl der Sicherheit vermittelt, sondern auch mehrfach bei akuten Beschwerden für fachliche Abhilfe gesorgt.
> Für mich als Tourguide war es das jetzt 9. Erlebnis auf einem +4. 500er - 7.000er, ohne dass die Emotionalität im Moment der Gipfelerreichung und die bleibende Erinnerung an die gesamte Tour auch nur einen Deut nachgelassen hat.

KEEP ON MOUNTAINEERING !

Mt.Meru View Lodge, Nähe Arusha, Tanzania,
02.02.2010

Paul Thelen